Wahlprogramm Horrem, Neu- Bottenbroich und Götzenkirchen

Von links nach rechts: Elke Bader – Sabine Wallenfang – Marcel Richard – Gero Donner – Ruth Donner

Liebe Wählerinnen und Wähler in Horrem, Neu- Bottenbroich und Götzenkirchen,

mit diesem Programm möchten wir um Ihre Stimme bei den kommenden Kommunalwahlen werben. Vielleicht sind Sie der Meinung, dass vor Wahlen alle Parteien ohnehin das Blaue vom Himmel versprechen, nach der Wahl dann aber das meiste davon vergessen. Den Grünen wird zudem von manchen Leuten noch nachgesagt, dass sie alles Mögliche verbieten wollen, und zwar nicht nur das Überfahren einer roten Ampel, sondern alles, was Spaß macht, z.B. SUV-Fahren, das Essen von Fleisch oder den Flug von Köln nach München.

Tatsächlich sind wir der Meinung, dass der Klimawandel uns zu einem anderen Verhalten zwingen wird. So wie der Braunkohletagebau keine Zukunft mehr hat, müssen wir vor allem im Verkehrsbereich Veränderungen erreichen. Das Ende der Kohle trifft auch Kerpen, denn gut qualifizierte Arbeitsplätze gehen verloren. Es wird die Aufgabe der Kommunalpolitik sein, dafür zu sorgen, dass sich in den nächsten Jahren Unternehmen mit ebenso gut qualifizierten Arbeitsplätzen ansiedeln und nicht nur Logistikunternehmen, die zwar viel Fläche verschlingen, aber nur wenige und oft nur geringqualifizierte Arbeitsplätze bieten.

Aber nicht nur im Energiesektor, auch im Verkehrsbereich müssen die Weichen ganz anders gestellt werden, damit es uns nicht irgendwann ganz hart mit Fahrverboten aller Art trifft. Das aber wollen wir gerade nicht mit Verboten erreichen, sondern mit dem Aufzeigen von Alternativen. Sie können dann selbst entscheiden, ob Sie weiterhin bei Ihren bisherigen Gewohnheiten bleiben wollen oder ob die Alternativen nicht auch für Sie attraktiv sein können. So wie man nicht  von Köln nach München fliegen muss, wenn ein Zug pünktlich, sauber und preiswert zur Verfügung steht, so fahren viele Horremer jetzt schon mit dem Zug nach Köln anstatt mit dem PKW und so werden sie auch in Zukunft nach Bergheim oder Brühl fahren, vorausgesetzt Busse oder Bahnen fahren zuverlässig und vor allem preiswerter als heute.

Überlegen wir doch einmal, was sich in unseren Ortsteilen verbessern oder verändern könnte; versetzen wir uns doch einmal in eine Person, die noch nie hier war, hier oder in der Nähe eine Arbeitsstelle gefunden hat und überlegt, ob sie sich auf Wohnungs- oder Haussuche in Horrem, Neu- Bottenbroich oder Götzenkirchen begeben soll.

  1. Ankunft: Viele Menschen kommen nach Horrem mit dem Zug. Unser Neuankömmling stellt also fest, dass die Zugverbindungen nach Köln und Aachen, aber auch nach Bergheim/Bedburg/Neuss hervorragend sind, abgesehen von Verspätungen und Zugausfällen. Der Bahnhof ist neu, aber leider oft völlig verdreckt.  Vor allem am Wochenende watet man auf den Treppen durch ein Meer von Scherben und Müll.
  2. Direkt gegenüber dem Gleis 1 ist der Busbahnhof mit Bussen in alle Himmelsrichtungen und auch ein Taxistand. Dabei ist auch eine große Radstation, in der jedermann gegen eine Gebühr sein Rad sicher und trocken unterstellen und eventuelle Reparaturen machen lassen kann. Leider kann man hier keine Räder leihen, was sich auf Dauer ändern muss. Um den Bahnhof herum befinden sich etwa 1500 PKW-Parkplätze, die allerdings nicht ausreichen, so dass viele Pendler gezwungenermaßen in angrenzenden Straßen parken und den Anwohnern die Plätze streitig machen. Hier fehlen offensichtlich zweite und dritte Ebenen über den vorhandenen Parkplätzen oder vielleicht sogar ein großes Parkhaus? Das eigentliche Bahnhofsgebäude ist zudem noch der erste „grüne“ Bahnhof, d.h. es arbeitet völlig CO2- neutral. Eine Verkaufsstelle der Rhein- Erft- Verkehrsgesellschaft fehlt allerdings.
  3. Um eine Verkehrswende zu erreichen, sollen in allen Ortsteilen von Kerpen Mobilitätsstationen eingerichtet werden, die die verschiedenen Verkehrsangebote miteinander verknüpfen, d.h. sie befinden sich an einer Bushaltestelle oder einem Bahnhof, bieten sichere Fahrradabstellplätze, Leihräder und Leihfahrzeuge, um den Kunden das problemlose Umsteigen von einem Verkehrsmittel auf ein anderes zu ermöglichen. In Horrem kommt dafür neben dem Bahnhof der Marktplatz in Frage.
  4. Nach der Besichtigung des Bahnhofsumfelds geht der Besucher auf der Bahnhofsstraße und der Hauptstraße in Richtung Kirche und Marktplatz und dann löst sich der gute erste Eindruck schlagartig in Luft auf. Zwar gibt es das ein oder andere interessante Schaufenster, aber es überwiegt die totale Ödnis. Leere Ladenlokale soweit das Auge reicht und da, wo leere Läden sind, auch Verwahrlosung und Dreck. Leider zeigt sich dieses Phänomen in vielen kleinen und mittleren Städten. Einigen wenigen Städten ist es gelungen, durch eine gemeinsame Kraftanstrengung von Kommune, Hausbesitzern und Gewerbetreibenden den Leerstand zu verringern. Wir werden an dieser Stelle nicht behaupten, dass wir eine Lösung für dieses Problem haben, würden aber für ein solches Leerstandsmanagement plädieren. Letztlich läuft aber auch dieses darauf hinaus, dass die Mieten und evtl. auch die Gewerbesteuer gesenkt werden müssen.
  5. Bei näherem Betrachten zeigt Horrem dann aber wieder seine guten Seiten. Es gibt ein gutes Schulangebot und auch eine Reihe von Kindergärten, die 93 % der Kinder über 3 Jahren einen Platz bieten. Wir setzen uns natürlich dafür ein, dass die noch fehlenden Plätze so schnell wie möglich geschaffen werden.
  6. Wie überall fehlen auch in Horrem bezahlbare Wohnungen und Häuser. Hier hat der Stadtrat die Bebauung des Geländes des ehemaligen Betriebsgeländes der Quarzgrube an der Josef-Bitschnau- Straße unterhalb der Buchenhöhe auf den Weg gebracht. Hier setzen wir uns für ein Wohngebiet mit gemischter Bebauung ein: sowohl Sozialwohnungen als auch Wohnungen für gehobene Ansprüche sollen nebeneinander Platz finden in Einfamilienhäusern als auch im Geschosswohnungsbau, sowohl für Familien als auch für alleinlebende Personen jeden Alters. Reine Einfamilienhausgebiete in solcher Nähe zum Bahnhof und zentraler Lage lehnen wir ab, ebenso eine konzentrierte Häufung von Sozialwohnungen. Als weiteres Wohnbaugebiet sehen wir das Gelände rund um die ehemalige Brikettfabrik am Ende der Josef- Bitschnau- Straße, das jetzt ein Gewerbegebiet ist. Auch hier vertreten wir das Prinzip der gemischten Bebauung.                                                                   

Es gibt noch weitere Gebiete in Horrem, die brach liegen, z.B. das ehemalige Aldi- Gelände und das ehemalige Gaswerk an der Hauptstraße. Auch hier ist unserer Meinung nach Wohnungsbau möglich, ebenso wie die vorher genannten Gelände in gemischter Bebauung.

Dagegen soll in Natur- und Landschaftsschutzgebiet (z.B. auf den Park- und Wiesenflächen von Burg Hemmersbach) auf keinen Fall gebaut werden. Bei Neubauten soll alter Baumbestand (z.B. Roteichen am Sandweg) erhalten werden.

  • Wenn unser Besucher die Hauptstraße entlanggeht, fallen ihm nicht nur die Leerstände auf, sondern auch der Verkehr, besonders morgens von 7 bis 8.30 Uhr. In dieser Zeit gehen nicht nur die Kinder zur Schule und die Erwachsenen zum Zug, sondern viele Autofahrer kommen aus allen Kerpener Ortsteilen nach Horrem, um am Bahnhof zu parken. Hier ändert sich nur etwas, wenn die Pendler zum Bahnhof nicht mehr mit dem eigenen PKW, sondern mit dem ÖPNV kommen. Busse gibt es jetzt schon, sie werden aber nicht in ausreichendem Maß angenommen. Deshalb muss der Schienenverkehr weiter ausgebaut werden und deshalb werden wir uns dafür einsetzen, dass eine Machbarkeitsstudie zur Wiederinbetriebnahme der Bahnstrecke Horrem – Mödrath – Türnich – Liblar in Auftrag gegeben wird und auch ein Halt in Götzenkirchen eingerichtet wird.
  • Die wichtigsten und leider auch schwächsten Verkehrsteilnehmer sind die Fußgänger. Alle Bürgersteige müssen so breit und eben werden, dass sie von allen problemlos benutzbar sind, also auch für Eltern mit Kinderwagen und ältere Menschen mit Rollatoren. An allen Ecken müssen die Bürgersteige deshalb abgesenkt werden. Wo die Bürgersteige nicht breit genug sind, müssen Parkplätze weichen, wenn damit die nötige Breite gewonnen werden kann.
  • Um den Autoverkehr einzudämmen und um die Klimaziele zu erreichen, sollten wir alle auch mehr Fahrrad fahren. Dazu muss aber unser Radwegenetz gründlich überarbeitet werden. Es reicht nicht, dass wir sonntags gemütlich an der Erft entlang radeln können, sondern die direkten Verbindungen in die benachbarten Ortsteile z.B. nach Sindorf müssen so breit werden, dass Fußgänger und Radfahrer bequem gleichzeitig Platz haben, möglichst auf jeweils eigenen Spuren. Zudem müssen die Fahrbahnen sauber und eben gehalten sein, was jetzt oft nicht der Fall ist. Stattdessen bildet sich im Herbst eine schmierige Schicht aus Blättern, Zweigen und Müll, die zudem verhindert, dass der Radfahrer die vielen Risse, Wurzeln und Schlaglöcher sieht. Deshalb können die Radfahrer nur langsam fahren, damit sie nicht stürzen. Wir haben nur dann Lust, Fahrrad zu fahren, wenn die Radwege genau so sauber, gleichmäßig und breit sind wie die Autospuren.
  • Zum Glück für uns und unseren Besucher besteht unser Ort nicht nur aus Straßen und Gebäuden, sondern es gibt auch viel Natur. Wir haben mit dem Marienfeld, dem Parrig und dem Bottenbroicher Wald große Landschafts- und Naturschutzgebiete. Hier müssen wir allerdings in den nächsten Jahren sehr darauf achten, wie sie sich entwickeln, denn der Klimawandel führt zu starken Veränderungen sowohl bei den Tier- als auch bei den Pflanzenarten. Die Zahl unserer heimischen Vogel- und Insektenarten nimmt massiv ab und auch die Pflanzen, z.B. die Bäume sind sehr gestresst. Bei Neupflanzungen müssen wir deshalb darauf achten, Sorten zu wählen, die große Hitze und Dürren überstehen können. Und gleichzeitig Raum und Nahrung für viele Tiere geben. Und es dürfen nicht einfach alte, gesunde Bäume gefällt werden, um auf den Grund Häuser zu setzen, wie an Burg Hemmersbach geschehen! Aber der Hinweis auf die Versäumnisse Anderer sollte nicht von unserer eigenen Verantwortung ablenken: jeder kann mit der Auswahl bei der Bepflanzung des eigenen Gartens einen Beitrag zum Artenschutz leisten. Für die Vorgärten fordern wir darum: „Grün statt Grau“  – keine weiteren Schottergärten!

Deshalb fordern wir

Ausbau unserer Kindergärten bis jedes Kind einen Platz findet!

Erhalt unserer Schulen mit ausreichenden und gut ausgestatteten Räumen!

Schutz unserer Landschafts- und Naturschutzgebiete! Keine weitere Fällung gesunder Bäume!

Ausbau des Radwegenetzes!

Errichtung neuer Wohnungen in gemischten Wohngebieten! Kurzfristig an der Josef- Bitschnau- Straße, langfristig an der Hauptstraße nördlich der Eisenbahn!

Leerstandsmanagement für die Hauptstraße!

Mehr Sauberkeit auf unseren Straßen, vor allem aber rund um den Bahnhof!

Wiederinbetriebnahme der Bahnstrecke Horrem – Mödrath – Türnich – Liblar mit einem Haltepunkt bei Götzenkirchen!

Natürlich können wir hier nicht alle unserer Vorstellungen wiedergeben. Zudem ist die Entwicklung unserer Orte ein dynamischer Prozess, d.h. alte Probleme rücken in den Hintergrund, während neue auftauchen. Außerdem sehen wir unsere Rolle nicht darin, dass wir Ihnen etwas vorschlagen und Sie dann ja oder nein dazu sagen sollen. Wir hoffen vielmehr, dass wir von Ihnen Anregungen bekommen, die wir dann in unsere politische Arbeit aufnehmen können.

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